Deutsche Industriequalität – wohin ist sie in der IT?

von Moritz Machner am 12.1.2012

Industriequalität oder auch neudeutsch „industrial strength“, darunter versteht man im besonders gut durchdachte, robuste und wertige Produkte für den täglichen, professionellen Einsatz. Merkwürdigerweise trifft das oft nicht auf die IT zu.

Egal ob es die Gastronomieküche aus Edelstahl oder die Bohrmaschine im Metallgehäuse ist - Wo hart gearbeitet wird und das Material Tag für Tag seine Leistung bringen muss, ist beste Qualität gerade gut genut. Bei diesen Produkten sind gute Leistung und Handhabung selbstverständlich. Auch die Usability und das Design müssen gut durchdacht sein. Hier stimmt jedes Detail.

Verdrehte Welt in der IT...

Manche qualitativen Missstände rund um den Computer ließen sich natürlich auf das schnelle Wachstum und die schnelle Entwicklung dieser Industrie schieben, hatte doch der Werkzeughersteller viele Jahre mehr Zeit seine Produkte zu verbessern. Aber interessanterweise ist oft das Gegenteil der Fall. In der Anfangszeit des PCs waren die Computer und seine Komponenten durchaus deutlich robuster und besser designed als heutzutage. Nehmen wir zum Beispiel einmal die Tastatur. Während das IBM Model M ein robustes Gerät mit einer 3 Kilo Metallplatte war, welches für jede Taste einen mechanischen Schalter besessen hat und für 50 Millionen Tastenbetätigungen spezifiziert war, bestehen heutige Tastaturen nur noch aus Gumminippeln unter den Tasten, welche zwei Folien zusammendrücken. Im professionellen Einsatz (zB der Programmierung von Software) ist das Schreibgefühl häufig schon nach wenigen Monaten schwammig, man ist froh wenn die Tastatur zwei Millionen Betätigungen wirklich überleben. Außer es kommt eine Tasse Kaffee dazwischen, welche – übrigens genau wie die Spülmaschine, für die alte Model M kein Problem darstellte.

Während viele User inzwischen beispielweise privat einen Apple Laptop besitzen, welcher mit Vollmetallgehäuse und robusten UNIX basiertem Betriebssystem eine durchaus anständige Qualität hat, findet man in Betrieben oft genau das Gegenteil. Nehmen wir wieder die Eingabegeräte als Beispiel - in den meisten Firmen tippen die Mitarbeiter täglich tausende Buchstaben auf den billigsten, klapprigen, 4€ Tastaturen. Hier ist jeder 14 jährige Hobbyanwender besser ausgestattet. Dieses Paradoxon wäre in unserem Küchenbeispiel in der Gastronomie undenkbar. Klar, vielleicht kauft sich ein Hobbykoch auch eine Industrieküche für sein Eigenheim, aber eine  Heimküche im Restaurant? Bei PCs ist genau das eingetreten.

Geiz macht Blöd

Man kann über die Gründe natürlich nur spekulieren. Irgendwo zwischen Kostenoptimierungen und einer Wegwerfmentalität – in zwei Jahren kauft man eh einen neuen Rechner – wird wahrscheinlich die Wahrheit liegen. Aber ich denke auch, dass ein Teil in der abhanden gekommen Produktkultur der Hersteller liegt. Man scheint sich einfach keine Mühe mehr zu geben, etwas „anständiges“ zu entwickeln und zu produzieren. Vom Plastiklaptop über das wackelige Betriebssystem bis hin zur Software, wo man sich fragt, ob da überhaupt einer mitgedacht hat; es sieht schlecht aus in der Branche.

Bei Software sieht man natürlich nicht wie bei einer Industrieküche auf den ersten Blick, ob sie Qualität und Wert besitzt. Man sieht auch nicht direkt, ob die Software für die Abläufe im professionellen Einsatz gut designed wurde. Das merkt man erst bei längerer Nutzung und an den Details. Oft auch an fehlenden Details, welche dem professionellen Einsatz einfach im Wege sind. Software Entscheidungen werden daher viel zu oft auf Basis von Features oder der Länge der Featureliste getroffen. Viel hilft viel ist hier allerdings ein riesiger Trugschluss.

Produktkultur ist entscheidend

Wir bei 42he lassen uns gerne von professionellem Werkzeug und Dingen inspirieren. Wir legen großen Wert auf langfristig gute, qualitativ hochwertige Software anstatt jedem Trend zu folgen und möglichst schnell Software auf den Markt zu schmeißen. Auch unser Geschäftsmodell basiert daher auf einem langfristigen Erfolg mit zufriedenen Kunden und nicht auf einem Einmalverkauf. Wir haben auch keine langen Vertragslaufzeiten, bei uns entscheiden sich die Kunden Monat für Monat neu für unsere Produkte.

Ein stetiger Verbesserungsprozess, über 700 automatisierte Tests und ein offenes Ohr für die Nutzer sind einige unserer Rezepte für hohe Qualität. Dazu kommt die nötige Ruhe, eine gute Usability und ein gutes Design zu entwickeln. Bei einem guten Küchenmesser merkt man direkt wie gut und ausbalanciert es in der Hand liegt, bei einem CRM System ist das zwar etwas schwerer, aber ich hoffe dennoch, das Sie bei der Nutzung auch genau dieses „gut in der Hand liegen“ im übertragen Sinne erleben. Wenn nicht, schreiben Sie uns! Wenn ja, ist es der größte Lohn unsere Arbeit.

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Moritz Machner

Mitbegründer von 42he. Technischer Kopf und Chefentwickler mit Passion für schlanke Designs.