Danke Lukasz! Über die PR-Strategie der 6Wunderkinder aus Berlin

von Axel von Leitner am 22.10.2011

Soeben bin ich durch Rivva über einen der besten Beiträge in den vergangenen Wochen gestolpert. Lukasz Gadowski von Team Europe Ventures schreibt über die Zitat "Assoziale Hetzkampagne von 6wunderkinder in der Berliner Start-Up Szene".

Kurzer Abriss: Die selbsternannten Wunderkinder haben vor einigen Wochen die "Anti-Copycat-Revolution" ausgerufen und rufen zum Anprangern von eben jenen Copycat Startups auf (Startups, die im weiteren Sinne eine Idee einfach nur kopieren). Lukasz beschreibt das Ganze ziemlich passend als PR Welle, auf die viele andere Startups dann aufgesprungen sind. Die einschlägigen Webportale sind sich natürlich nicht zu schade (oder wieder mal unkritisch bei Hype-Themen) die Kampagne auch noch ordentlich anzuheizen. Artikel über das Wunderstartup bringen offenbar übermäßige Klickzahlen. Wenn die Wunderkinder sich von ihrem VC neue Pflanzen in ihr Loft stellen lassen, ist das vermutlich interessanter als der Launch neuer Unternehmen oder Produkte. So denken die "Redaktionen" der Blogs und Newssites jedenfalls.

Mir geht es überhaupt nicht um die Hetzkampagne. Auch ich halte nicht viel von 1:1 Clonen, wie im momentanen Airbnb Beispiel. Auch bin ich kein tiefer Anhänger von Lukasz. Es ist einfach nur unklar, warum gerade die Wunderkinder aus Berlin eine solche Anti-Copycat und Pro-Innovations Kampagne ausrufen. Wie Lukasz schon schreibt - sie bauen eine To Do Listen App. Davon gibt es tausende, die funktional und übrigens auch vom Designaspekt her nicht wesentlich anders sind als die Wunderlist. Das die Wunderkinder sich als innovativstes Startup im Lande feiern lassen ist einfach nicht authentisch. Vielleicht ist es eine gute Portion Selbstironie?

Ich hatte mich hier schon einmal gegen die Art, wie die vermeindlichen Wunderkinder ihr Startup aufbauen ausgelassen. Über den "Geschäftserfolg" kann man nämlich wahrlich nur schmunzeln. Die Downloadzahlen einer kostenlosen App, die ähnliche Dienste erfüllt wie andere kostenpflichtige Apps (Things, Rememberthemilk, ...), sind nun wirklich nicht sehr repräsentativ. Wenn ich auf dem Oktoberfest Bier verschenke werde ich ziemlich schnell ziemlich beliebt sein oder etwa nicht?

Ein Kommentare auf Lukasz Blog trifft einfach den Nagel auf den Kopf:

"Wie verdient Wunderlist eigentlich Geld?

Klar gab es viele Downloads der Apps. Aber Wunderlist ist als App im Gegensatz zu Remember the Milk auch kostenlos und natürlich eye-candy. Der Download drängt sich auf und ja, auch ich habe es aus Langeweile schon auf dem Klo getestet. Rein quantitativ mit Downloads zu prahlen ist so ähnlich wie bei den Datingplattformen, die mit immensen Userzahlen werben, ein Großteil davon aber nur in Form von Karteileichen koexistiert.

Bis auf das ansprechende Design hat Wunderlist wenig umgesetzt. Funktional ist nichts neues geboten. Andere Tools wie Remember the Milk sind deutlich funktionaler.

Auch ist bis jetzt noch keine passable Monetarisierungsstrategie umgesetzt.

Es ist also wirklich zu früh, die 6Wunderkinder wegen eines guten Designs als tolle Gründer zu glorifizieren. Das müssen sie erstmal kaufmännisch belegen. Mit einer kostenlosen Nutzerschaft alleine ist das für mich nämlich noch lange nicht getan.

Die Diskussion bezüglich Copycat will ich unter den Voraussetzungen gar nicht erst beginnen. Wunderlist ist sowas von uninnovativ in den Funktionen und vorher schon tausendfach umgesetzt gewesen, dass mir deren Anti-Copycat Kampagne wie Heuchelei erscheint. Ich hoffe, das ist wirklich nur ein strategischer Guerilla-Move gewesen.

Ansonsten bin ich gespannt, wann die 6Wunderkinder mal abliefern werden."

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Axel von Leitner

Mitbegründer von 42he. Beschäftigt sich mit den betriebswirtschaftlichen Dingen und steckt viel Herzblut in Design & Usability. Axel schreibt insbesondere über Produktivität, Design und Startup-Themen.