IT Strategie: Warum KMUs nicht der “Enterprise IT“ folgen sollten

von Moritz Machner am 8.11.2010

Kleine und mittlere Unternehmen haben sich in der Vergangenheit bei ihrer IT Strategie vor allem an den großen Konzerne orientiert. Dieses Modell ist aber mehr und mehr in Frage zu stellen.


Die Krise in der Enterprise IT
Große Unternehmen haben gewachsene IT Strukturen, welche sich aus unbekanntem Grund kurz nach der letzten Jahrtausendwende festzementiert haben. Ob es nun das Versagen des Marktführers für Betriebsysteme war, einen würdigen Nachfolger für sein OS herauszubringen, die wirtschaftliche Lage nach 9/11, oder einfach ein Level erreicht worden ist, was die meisten als „gut genug“ empfunden haben. Die großen Konzerne sind einfach auf dem Stand geblieben.
Dazu kommt, dass die IT in diesen Jahren oft als reine Kostenstelle gesehen worden ist. Hierin sieht man mögliche Einsparungen, aber nicht etwa das Potential Dinge zu verbessern. Viele gute Mitarbeiter in diesen Abteilungen sind wahrscheinlich gegangen, ausgebrannt oder outgesourct worden. Die verbliebenen haben sich wahrscheinlich zum Großteil mit dem Status Quo abgefunden.

Die Neuerfindung des Consumer Marktes
Früher war der Consumer Markt eine Art billig Version des B2B Marktes. PC und Software Hersteller haben Produkte für die „Enterprise“ und deren Bedürfnisse entwickelt und dann eine abgespeckte „Home“ Version herausgebracht. In den letzten 10 Jahren hat sich dagegen ein eigener Markt für Endverbraucher entwickelt, welcher technologisch nicht mehr nur eine günstiger Variante der Firmen-IT dargestellt. Gerade in diesem neuen Markt sind viele neue, interessante Technologien groß geworden, welche in der Enterprise IT immer noch reflexartig abgelehnt werden; sei es weil sie nicht kompatibel sind, da man sich zu sehr auf die proprietären Technologien eines einzelnen Herstellers verlassen hat (Vendor Lock-In), man allem Misstraut was nicht von 2001 ist, oder sie einfach vom vermeintlich falschen Hersteller kommen. Gerade auch Cloud basierte Dienste sind in diesem Zusammenhang zu nennen. Ich nutze seit Jahren zufrieden Gmail, synchronisiere meine Dateien und Bookmarks über Dropbox und Xmarks zwischen Desktop, Laptop und Smartphone, benutze die eine oder andere webbasierte Software. Das Ganze hat meine persönliche Arbeitsweise effektiver, günstiger und auch komfortabler gemacht. Nicht zuletzt macht es auch einfach mehr Spaß mit einer schönen, funktionierenden IT zu arbeiten.

Die Chancen für KMUs
Kleine und mittlere Unternehmen sind heute oft in einer deutlich komfortableren Ausgangssituation als die Großunternehmen: sie haben keine gigantischen Serverfarmen und tausende PCs mit Software, deren Haltbarkeitsdatum schon lange überschritten ist, keine festgefahrenen Organisationsstrukturen, wo jede Innovation schon aus Gründen des internen Machtkampfes und -erhaltes  abgelehnt werden – kurz: keine festzementierten Strukturen. Ein Hersteller, welcher in den letzten Jahren eher durch innovative Produkte im Smartphone und Tablet Markt Schlagzeilen gemacht hat, hat vor ein paar Tagen den letzten „Enterprise“ Server abgekündigt und stattdessen kleinere, deutlich mehr auf KMUs ausgerichtete Server, ins Programm aufgenommen – gleichzeitig baut dieser an einem riesigen Rechenzentrum für die Cloud – für mich ein klares Zeichen, das mit „Corporate IT“ kein Blumentopf mehr zu gewinnen ist.
Sicherlich werden sich weiterhin viele kleine Firmen in der IT an den Standardlösungen für große Konzerne orientieren, diese gelten schließlich als bewährt und professionell, aber kommen eben auch mit hohen Kosten und anderen Unannehmlichkeiten daher. Wer hier allerdings etwas Mut beweist, nicht nur mit dem Strom schwimmt und einmal ausprobiert, ob die eine oder andere Innovation aus dem Consumer Markt (oder im Consumer Markt erprobte Technologien) auch etwas für sein Unternehmen ist, der kann durch die IT große Wettbewerbsvorteile realisieren. Einfacher als heute, wo man mit ein paar Klicks eine günstige E-Mail- und Groupwarelösung, eine Projektmanagementsoftware oder auch ein CRM System einführen und nutzen kann, war es noch nie. Daher mein Aufruf: Probieren Sie es einfach mal!

Moritz Machner

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Moritz Machner

Mitbegründer von 42he. Technischer Kopf und Chefentwickler mit Passion für schlanke Designs.