Firmen und ihre Kernkompetenzen

von Moritz Machner am 30.7.2014
Der “Mobile” Markt ist ja zur Zeit in aller Munde. Was viele nicht wissen, ist, dass die ersten BlackBerrys keine Handys waren, sondern Pager. Die damaligen Mobilfunknetze waren noch nicht ausgebaut, an Bandbreite und Geschwindigkeit wie heute war noch nicht zu denken. Dagegen gab es die alten Pager-Funknetze, mit denen man Textnachrichten auf “Pipser” schicken konnte. Die große Innovation von RIM / Blackberry war es nun, eine Infrastruktur zu schaffen, welche E-Mails über diese Pager Netze senden und empfangen konnte.

Als die Handynetze dann irgendwann Daten konnten, übertrug man das Konzept auf diese Netze. Auch hier war man erfolgreich, weil Datenübertragung noch recht teuer war, die BlackBerry-Protokolle aber ja ursprünglich für Pager-Netze entwickelt wurden und deshalb sehr wenige Daten benötigten. Als Apple 2007 mit dem ersten iPhone die Provider dazu brachte Daten-Flatrates einzuführen, war dieser Vorteil weg. Seitdem konnten die normalen Internetprotokolle mit normalen Internetservern diese Funktionen übernehmen. Die speziellen BlackBerry-Protokolle, Server und Endgeräte hatten ihren Hauptvorteil verloren. BlackBerry hatte verschlafen, dass mit der Verbreitung des mobilen Internets ihr größter Wettbewerbsvorteil verloren geht. Das sture Verneinen von Touchscreens als mögliche Tastatur verschaffte dem Wettbewerber Apple dann ein paar Jahre Vorsprung und die deutlich bessere Technologie. Heute liegt der Anteil neuer Geräte von BlackBerry fast bei 0.

Auf der anderen Seite Apple, welches inzwischen mit dem iPhone und der sogenannte “Post PC Area” das meiste Geld verdient. Hier hält man die Integration von Hard- und Software (und Retail) nach eigenen Aussagen für das Erfolgsrezept. Auch gutes Design und Marketing werden oft in diesem Zusammenhang genannt. 
Das ist aber meines Erachtens nur die halbe Wahrheit. Apple hat es immer geschafft, dass sich die Nutzer mit der Aura des Kreativen umgeben können. Es gab kaum eine Filmproduktion, einen Grafikbetrieb oder eine Werbeagentur, die nicht eine einzige Mac-Landschaft waren. Und diese Power User waren es, die Apple als Trendsetter groß gemacht haben. Diesen Punkt sieht man bei Apple aber anscheinend nicht, oder man hält ihn für unwichtig.
Seit Jahren setzt man lieber auf den Prosumer und den Consumer. Der reine Markt für professionelle Nutzer ist Apple zu klein geworden. Der eingestellte XServer, der technisch veraltete MacPro, die für Profis abgewertete Videoschnittsuite FinalCut Pro oder die Foto-Software Apperture. Wo man nur hinguckt, der Markt hat für Apple anscheinend keine Priorität mehr. Nur was passiert, wenn die Trendsetter von Morgen bald andere Produkte nutzen?

Und ja, gerade Handy-Imperien kommen und gehen, siehe RIM (BlackBerry) oder Nokia. 
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Moritz Machner

Mitbegründer von 42he. Technischer Kopf und Chefentwickler mit Passion für schlanke Designs.