Die Mathematisierung der Betriebswirtschaft. Über Scheingenauigkeit & Powerpoint

von Moritz Machner am 3.4.2013

Das PowerPoint die Schuld an vielem trägt – manche behaupten sogar am Absturz des Spaceshuttles – ist sicherlich vielen bekannt. Ich habe jedoch ein neues Opfer ausgemacht: Die Mathematisierung der Betriebswirtschaft.

Seit Jahren hält der Trend an, innerhalb der BWL immer mehr durch Zahlen, Statistiken und Diagramme erklären zu wollen. Das ist meines Erachtens jedoch problematisch.

Grenzen des Quantitativen

Die rein quantitative Betrachtung von Sachverhalten mag bequem sein. Ein kleines Foliendeck mit ein paar schönen Diagrammen im Meeting durchgeklickt oder ein „Dashboard“ einer Software und schon weiß man alles Wesentliche. Aber was hat man wirklich verstanden? KPI Systeme haben zum Beispiel nur direkte Relevanz, wenn es eine klare Ursache-Wirkung Relation gibt und diese auch mit akzeptablem Fehler zu messen ist. Was in der Buchhaltung noch stimmt, hat spätestens in der Personalwirtschaft nur noch esoterischen Charakter.

Gefühlte Vorteile

Aber warum wird es dann gemacht mag man sich fragen? Weil es bequem ist und weil es eine gewisse Professionalität vorspielt. Vor allem aber wirkt es überzeugend. Weil die Zahlen ja anscheinend die Aussagen belegen gibt es keinen anderen Schluss. Kritiker werden auf das Diagramm mit den „Tatsachen“ verwiesen. Aber wie die Zahlen zustande gekommen sind und was sie wirklich aussagen können oder nicht, das steht häufig auf einem anderen Blatt Papier. Und im Zweifel nimmt man einfach noch die Zahlen von September 1972 dazu und nennt es dann „Big Data“.

Eine vernünftige, qualitative Auseinandersetzung mit einem Sachverhalt benötigt die Sprache und keine Bulletpoints oder nette Diagramme. Sie benötigt Zeit diese niederzuschreiben und auf Seite des Empfängers auch wieder Zeit, um verstanden zu werden. Ein „Business-Dashboard“ kann dieses nicht liefern. Es ist eine Illusion, innerhalb von Sekunden den Zustand eines Unternehmens oder auch nur einer Abteilung begreifen zu können. PowerPoint als Berichtsmedium kann das nicht liefern.

Aus diesen Gründen ist unser CRM System auch sehr sparsam, was Zahlen angeht. Bei den Finanzzahlen bieten wir diese natürlich an, sogar mit schönem Diagramm, da es hier natürlich Sinn ergibt. An vielen anderen Stellen laden wir den Nutzer hingegen dazu ein, ein paar Sätze zum Sachverhalt in ein Textfeld zu schreiben. Zu quantifizieren, was sich schlecht quantifizieren lässt ist aber grundsätzlich eine schlechte Idee.

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Moritz Machner

Mitbegründer von 42he. Technischer Kopf und Chefentwickler mit Passion für schlanke Designs.