Das Lean Startup ist tot. Oder doch nicht?

von Axel von Leitner am 18.10.2012

Der eine oder andere hat sicher schon einmal von doo aus Bonn gehört - doo ist eines dieser Startups, die mit viel externem Geld und einem riesen Team hoffen das nächste große Ding zu bauen.

Der Gründer von besagtem Startup, Frank Thelen, erzählte vor einigen Monaten noch auf so ziemlich jeder Startup Bühne, dass das "Lean Startup" mittlerweile tot ist. Auch bei Netzwertig gab er ein ausführliches Interview dazu. Heute gilt das App Startup -mindestens für Consumer Startups. Diese Startups müssen ihr Produkt laut Thelen ab Tag 1 auf mehreren Plattformen nativ zur Verfügung stellen, ansonsten wird man nie die kritische Masse erreichen.

Doch das war vor ein paar Monaten. Heute, einige Zeit nach dem ersten Launch von doo, hört man andere Töne.

“Wir haben erst einmal tief durchgeatmet und dann das gesamte Feedback unserer Nutzer analysiert, Nutzer-Interviews geführt und eine Umfrage darüber gestartet, was unsere Nutzer wirklich über doo denken und wie sie die Software nutzen. Die Ergebnisse haben wir dann in eine neue Entwicklungsplanung gegossen, die uns zwei zusätzliche Monate harter Arbeit und konzentrierter Programmierung bescherte” - Frank Thelen

"Wir sind jedoch so tief in unsere Konzepte, Designs, Algorithmen und Ideen abgetaucht, dass wir dabei zwei wichtige Punkte vollständig aus dem Blick verloren haben: Simplify und Vorsicht mit dem ‘Revolutionieren’ tief verwurzelter Gewohnheiten!"

  • Frank Thelen

(Quelle: Deutsche Startups)

Soso, zu tief abgetaucht und wichtige Punkte aus dem Blick verloren? Ein großer und wichtiger Punkt des angeblich so toten Lean Startup Konzeptes ist es genau das zu verhindern, indem man sich früh das Feedback seiner potentiellen Kunden einholt. Im App Startup, wo man versucht die neue Idee auf n Endgeräten zum laufen zu bringen benötigt man aber natürlich Zeit.

Bei all dem "Think Big" und dem Presse Rummel macht er die Fehler auf die Startups ohne großes Bankkonto gar nicht erst kommen. Und bei all den kleinlauten Worten handelt es sich doch bei dem Nutzerzahlen Striptease auch nur um eines: einen verzweifelten Versuch das Konzept noch einmal zu promoten.

Im April schrieb mir Frank Thelen übrigens noch auf Twitter, dass es gar nicht so sehr auf das Geld ankommt welches er "eingenommen" hat. Aus meinen vermuteten 5 Millionen Euro VC sind bis heute anscheinend 8 Millionen geworden.

Mein Tipp an ihn und seine Wunderkinder Freunde: macht doch lieber eine Marketing und PR Agentur auf. Hypen könnt Ihr, Produkt jawohl eher nicht.

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Axel von Leitner

Mitbegründer von 42he. Beschäftigt sich mit den betriebswirtschaftlichen Dingen und steckt viel Herzblut in Design & Usability. Axel schreibt insbesondere über Produktivität, Design und Startup-Themen.