Der Begriff Startup leidet und leidet

von Axel von Leitner am 16.1.2012

Ich denke die Startup Welt ist an vielen Stellen krank. Gut ist, dass Unternehmertum wieder in aller Munde ist und gesellschaftlich als wertvoller angesehen wird. Der Hype um Berlin leistet hier sicherlich einen positiven Beitrag. Allerdings schlägt der Hype allzu schnell um und Erinnerungen an den dot-com-burst Anfang 2000 kommen hoch. Unternehmen, die groß aufgeblasen werden und am Ende nichts dahinter haben. Der rote-Zahlen König Groupon ist das prominenteste Beispiel mit seinem IPO Ende 2011.

Internetunternehmen, auf die Deutschland stolz sein kann

Heute veröffentlicht Gründerszene eine Liste von Internetunternehmen, auf die Deutschland stolz sein kann. Die Liste hat die Redaktion bereits im Vorjahr erstellt, in diesem Jahr mussten nun allerdings einige der Kandidaten vom Vorjahr weichen und zwar Namen wie Amen, DailyDeal, Doo, Gidsy oder den Wunderkindern. Gehen mussten einige Schwergewichte der deutschen Internetszene - darunter Sport1.de, Brands4Friends oder Spreadshirt.

Ich bin so gar nicht mit stolz erfüllt, wenn ich an die neuen Namen auf der Liste denke, denn sie sind es, die den Begriff Startup immer mehr prägen. In meiner Wahrnehmung bedeutet Startup heute leider nicht mehr “junges Unternehmen”. Startups sind heute vermehrt Läden, die innerhalb kürzester Zeit große Aufmerksamkeit in den Medien bekommen. Man erkennt sie daran, dass Gründerszene und Co einem täglich den Newsfeed damit zuhageln und daran das sie ordentlich “trommeln” (Nein, den Feed löschen reicht mir nicht).

Appell an mündige Medien

Liebe Redakteure der Online Medien, bitte hinterfragt die Firmen (und insbesondere deren Geschäftsmodelle) doch noch mehr und lasst euch nicht als Marketing Kanal der VCs und ihrer Gründer missbrauchen. Ja, ich will über neue und junge Unternehmen lesen. Allerdings über Läden, die tolle Ideen haben und mit einem motivierten Team ihr Ding machen. Die Gleichung VC = Zukunftspotential geht in den seltensten Fällen auf.

Ein Beispiel zur Gründerszene Liste: wieso macht euch ein Laden wie Doo stolz? Es gibt bislang einzig eine Idee, nicht den Ansatz eines Proof of Concept oder gar ein Produkt. In einem Interview sagt der Chef Frank Thelen selbst, dass eine normale Finanzierungssumme 100-150k Euro wären - warum lässt Doo sich dann mit 5,5 Mio Euro finanzieren?

Es ist doch der blanke Hohn, wenn stattdessen Unternehmen wie Jimdo - ein langjährig international erfolgreiches und immernoch jung gebliebenes Startup - nicht erwähnt werden. Alleine der Homepagebaukasten erfüllt mich mit mehr stolz, als die fünf neuen Namen zusammen.

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Axel von Leitner

Mitbegründer von 42he. Beschäftigt sich mit den betriebswirtschaftlichen Dingen und steckt viel Herzblut in Design & Usability. Axel schreibt insbesondere über Produktivität, Design und Startup-Themen.