Edison und das “Robust Design”: Warum zu innovative Innovationen floppen

von Axel von Leitner am 4.5.2011

Heute schreibe ich über Innovationen. Insbesondere über “Robust Design” im Sinne des Thomas Edison bei der Umsetzung von neuen Ideen oder Konzepten. Nur die innovative Idee zu haben und sie umzusetzen reicht nämlich meistens nicht. Schließlich will die Neuheit auch erklärt und vor allen Dingen verstanden werden.

Erstmalig hat Thomas Edison die Wichtigkeit einer Kraft zwischen Innovationen und dem bestehenden Verständnis der Menschen hervorgehoben. Innovationen auf der einen Seite sind per Definition etwas Neues. Auch wenn die Ausprägung oder der Innovationsgrad variieren mag, so geht man davon aus, dass die Innovation eine vorher nicht da gewesene Änderung mit sich bringt. Der Innovation gegenüber stehen Menschen mit ihren bestehenden Routinen und Verhaltensmustern. Auch wenn “Neu” heute meist als positiv empfunden wird - man denke an die nochmals verbesserte Waschformel super Plus - so sind die meisten bei komplexeren Innovationen zurückhaltend.

Das "Robust Design" vermittelt zwischen alt und neu

Ein Konzept das die bestehenden Muster der Menschen berücksichtigt nimmt die Angst und hilft das unbekannte Neue vertraut herüber zu bringen. Im Fall von Edison ging es um die elektrische Glühbirne. Zum Ende des 19. Jahrhunderts hatte er mit der Glühbirne, die erstmals ein paar Tage leuchtete ohne kaputt zu gehen, eine großartige Innovation geschaffen.

Dabei war er nicht der Erste mit dieser Erfindung. Über 50 Jahre vorher gab es schon eine recht ähnliche Konstruktion in Großbritannien. Der Erfolg von Edison lag in der Entwicklung eines Gesamtsystems, das die Verbreitung der Glühbirne ermöglichte. Er brachte die sichere und langlebigere Glühbirne und nutzte die bestehenden Lampenfassungen der früheren Gaslampen, so dass die Leute hier keine komplette Umstellung des Systems zu befürchten hatten. Erst dadurch war das Konzept Glühbirne massentauglich und wurde akzeptiert. Die weiter verbreiteten Gasbirnen galten ohnehin schon als unsicher und waren ab dem Zeitpunkt aus dem Rennen. Nach und nach etablierte sich die elektrische Glühbirne und wurde zum Standard.  

Was genau bedeutet also “Robust Design”?

Die Innovation als Ganzes muss sich in die bekannte Welt einpflegen und es so einfach machen die Idee zu akzeptieren. Hätte Edison nur die elektrische Birne vertrieben, hätte das Konzept sicher nicht ansatzweise so gut funktioniert. Er hat schnell einige Vorzeigekunden gewonnen, die damit den “proov of concept” lieferten und als seine Vorzeigeobjekte herhielten.

Laut Edison muss eine Innovation zusätzlich Raum für die Weiterentwicklung in der Zukunft lassen. Die Idee muss also in gewissem Maße flexibel sein und Luft zum Atmen haben. Auf Edisons Fall trifft das sicherlich zu, wenn man sich die heutige Verbreitung der Glühbirne über alle Industrien hinweg anschaut. Gleich mehrere Arten von Innovationen finden sich hier wieder.

Keep it simple

Wenn Unternehmen es also schaffen eine neue Idee mit den bestehenden Worten auszudrücken, dann haben Sie deutlich bessere Chancen auf einen Erfolg am Markt. Die Welt auf den Kopf stellen funktioniert meistens nicht. Man könnte auch sagen: Keep it simple.

Einen weiteren Punkt finde ich bei der Betrachtung von dem Edison Fall spannend: Selbst im 19. Jahrhundert gab es schon “free trials” oder kostenlose Beta Phasen. Die ersten Kunden von Edison mussten zunächst nichts für den Stromverbrauch zahlen. Nungut, primär lag es daran, dass er zu Beginn keine Messgeräte für den anfallenden Strom entwickelt hatte. Wie bei Facebook und vielen anderen WebStartups war wohl auch damals schon alles auf Wachstum ausgelegt...

Wem fallen Beispiele ein, wo das "Robust Design" gefehlt hat und die Idee deshalb nicht ins Fliegen gekommen ist.  Wo wurde zu viel innoviert?

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Axel von Leitner

Mitbegründer von 42he. Beschäftigt sich mit den betriebswirtschaftlichen Dingen und steckt viel Herzblut in Design & Usability. Axel schreibt insbesondere über Produktivität, Design und Startup-Themen.