Usability: 3 Gründe, warum das neue Skype 5.0 ein Rückschritt ist

von Axel von Leitner am 28.4.2011

Es ist nun schon ein paar Tage her, seitdem Skype in seiner neuesten Version (5.0) erschienen ist. Ich war seit dem ersten Tag nicht gerade begeistert, mittlerweile würde ich die neue (Mac)Version als absoluten Reinfall bezeichnen.

Mal abgesehen von den vermehrten Verbindungsabbrüchen oder Programmabstürzen - am meisten stört mich die wirklich miserable Usability. Skype wird von Version zu Version immer größer und klobiger. Liegt es an einem falschen Verständnis von Usability oder doch an dem anstehenden Börsengang / IPO? Muss die Software hinter Skype jetzt auch größer, wichtiger und sichtbarer werden?

Alles in ein Fenster

Mittlerweile ist bei Mac Skype alles in einem Fenster. Kontaktliste sowie alle Chatfenster. Wenn ich mit mehreren Leuten parallel schreibe, muss ich immer in die Seitenleiste gucken und hin und her wechseln. Ganz früher einmal konnte man einfach mehrere Chat Fenster nebeneinander auf dem zweiten Monitor parken. Skype selber sagt zur neuen Anordnung übrigens “Nutzung einfacher denn je”. Unpraktisch trifft es besser denke ich.

Die Knöpfe / Icons sind missverständlich

Als Software Entwickler oder Webdesigner hat man mehrere Möglichkeiten, um die Funktionen der Anwendung zu verpacken. Entweder ich wähle einen Knopf mit dem die Funktion unmittelbar aufgerufen wird oder es gibt zunächst weitere Optionen. In letzterem Fall sollte das dem Nutzer aber auch schon vor dem Klick suggeriert werden. Durch einen Pfeil nach unten oder so etwas. Die neue Skype Version ist voll mit neuen Knöpfen und Buttons. Ohne einfach mal drauf zu klicken oder die Maus drüber zu halten sind davon die wenigsten selbsterklärend. Hier mal ein Beispiel. Die folgenden vier Knöpfe finden sich oberhalb jedes Chat Fensters.

Nehmen wir den zweiten von links: hm, vielleicht Vollbild? Nein, das macht keinen Sinn. Wer hier klickt kann zwischen weiteren Optionen wählen und am Ende seinen Bildschirm übertragen. Im Grunde genommen startet das übrigens auch einen Anruf. Warum also nicht den Knopf rechts nehmen und hinter dem Pfeil “Videoanruf” und “Bildschirmübertragung” starten ermöglichen? Dann wären alle Gesprächsfunktionen da wo der Hörer ist. So schwer wäre es doch nicht gewesen. Die Verwirrung zieht sich durch die komplette Anwendung. Ich hatte das Gefühl das erste mal Skype zu nutzen und nach etlichen Jahren als Skype User sollte man dieses Gefühl trotz neuer Version nicht haben.

Eine Software lebt von Konstanz (Nein, nicht die Stadt). Zu Beginn ist vieles ohnehin noch neu, da muss es ja nicht unnötig schwer machen. Skype nutzt an jeder Stelle unterschiedliche Techniken. Vom kleinen Dropdown was sich hinter einem Knopf versteckt, bis hin zur Apple typischen Nasenbox oder einem ganz neuen Ebene zur Eingabe der Telefonnummer. Mir fallen wirklich nicht viele Dinge ein, die man noch schlechter hätte designen und anordnen können.

Wie sähe der der optimale Messenger / VOIP Client aus?

Er wäre schlank, würde nicht auffallen solange man nicht darin schreibt und er wäre sparsam mit meinem Arbeitsspeicher und meiner Prozessorauslastung. Ich habe früher schon Miranda genutzt, um dem fürchterlichen und kontinuierlich schlimmer werdenden ICQ Interface aus dem Weg zu gehen. Ich muss leider feststellen, dass bei Skype momentan ähnliches passiert und es sich mit jeder Version weiter von meinem Messenger Ideal entfernt. Zu dumm, dass Skype so praktisch und vor allen Dingen weit verbreitet ist.

Ich habe mittlerweile übrigens wieder das Downgrade auf die alte Version gemacht. Wem ging es ähnlich?

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Axel von Leitner

Mitbegründer von 42he. Beschäftigt sich mit den betriebswirtschaftlichen Dingen und steckt viel Herzblut in Design & Usability. Axel schreibt insbesondere über Produktivität, Design und Startup-Themen.