Büro oder Home Office: Erfahrungsbericht zur Zusammenarbeit

von Axel von Leitner am 24.2.2015
Bis vor gut 1,5 Jahren hatten wir kein festes Büro. Als das Team wuchs und wir ein Büro bezogen, wurde es natürlich auch genutzt. Ein Großteil des Teams saß ab sofort gemeinsam im Office. Seit etwa einem Monat haben wir wieder eine neue Situation: Jetzt sind zwei Leute fest im Büro, einer kommt nur einmal pro Woche und ich bin auch nur zwei Tage dort oder beim Kollegen. Mittlerweile können wir also auf ein paar Erfahrungen in der Remote-Zusammenarbeit zurückblicken; ein paar davon möchte ich hier teilen. 

Unterschiedliche Arbeit, unterschiedliche Konzentration, unterschiedliche Umgebung

Wer nicht gerade in der Fabrik am Band steht, hat in der Regel unterschiedliche Tätigkeiten. Einige erfordern tiefe Konzentration, andere macht man so nebenbei. Alle Arbeiten der ersten Kategorie kann man in der Regel besser alleine und in Ruhe erledigen, sie sind daher optimal für die Arbeit im Home Office. 
An einem fest abgesteckten Thema programmieren kann ich am besten alleine. An solchen Tagen wäre auch die Fahrt ins Büro reine Zeitverschwendung. Wenn ich aber viele kleine Dinge auf dem Zettel habe, dann ist Input der Kollegen Gold wert und ich bin in einem Raum mit anderen besser aufgehoben. 
Außerdem kann ich mich Zuhause komplett abkoppeln und ausklinken. Wenn es sein muss schließe ich die Chat Programme und bin auf mich gestellt. Im Büro fällt das deutlich schwieriger. 

Work Life … you name it

Work Life Balance ist eines der Buzzwörter unserer Zeit. Und oftmals wird die Arbeit von Zuhause als DIE Lösung dafür gefeiert. Und es stimmt: Wenn ich mir die Zeit zum pendeln spare, Mittags mal eine Runde laufen gehen oder Einkäufe in der Stadt erledigen kann, dann ist das entspannend und ermöglicht eine bessere Balance zwischen Arbeit und allem anderen. Und doch ist nicht alles rosarot; auch bei der Arbeit von Zuhause gibt es einige Tücken. Wenn jeder arbeitet, wie er lustig ist, dann verschwimmen die Grenzen und es besteht die Gefahr, dass der ein oder andere vermeintlich weniger arbeitet als er soll. Aber: das Gegenteil ist der Fall. Und ehe man sich versieht, hat man eine Kultur des “immer on”. Dann arbeitet jeder zu Hause mehr als im Büro. Insofern berichten viele Remote-Firmen, dass sie eher schauen müssen, dass die Leute nicht zu viel machen. 

Mit Vorfreude ins Büro

Seitdem ich maximal zweimal pro Woche im Büro bin, freue ich mich umso mehr die anderen zu sehen, mich auszutauschen und gemeinsam an Dingen zu arbeiten. Auch wenn ich nun etwa 45 Minuten pro Strecke unterwegs bin, solange ich es nicht täglich machen muss und ich mir selbst keinen Stress mache, gleicht das Pendeln eher einer Pause zwischen zwei Arbeitszeiten. Ich beginne meinen Arbeitstag aktuell gegen sieben Uhr, arbeite von Zuhause bis sich die Staus auf NRWs Straßen gelegt haben und mache mich dann auf den Weg ins Büro. 

Remote arbeiten - das sollten Sie nicht machen:

Ich bin mit unserer Mischung aus Home Office und Büro aktuell ziemlich zufrieden. Ist das allgemeingültig? Natürlich nicht.

Alleine oder von Zuhause arbeiten ist nicht nicht jedermanns Sache. Wer mit starker Prokrastination zu kämpfen hat oder sich immer wieder ertappt, wie er von Link zu Link klickt und so gar nicht vorankommt, der wird im Home Office vermutlich eher schlechter zurechtkommen, als im Büro. Soll heißen: zwingen kann und sollte man niemanden zum Home Office. Und glauben Sie mir: Die wenigsten Leute würden das Home Office als Freifahrtschein zum Abgammeln nehmen. 

Ebenfalls wichtig für die Arbeit in einem verteilten Team, ist die Fähigkeit, schriftlich zu kommunizieren. Das klingt vielleicht banal, ist aber entscheidend, wenn Sie zusammen arbeiten wollen ohne nebeneinander zu sitzen. Wenn man die Hälfte der Zeit aneinander vorbei schreibt, dann macht die Remote-Arbeit wenig Spaß. Und die verteilte Arbeit spielt ihre Vorteile eigentlich erst voll aus, wenn Sie asynchron kommunizieren. Was das heißt? Wenn Sie bei jeder Kleinigkeit zum Telefon oder Skype greifen, holen Sie Ihr Gegenüber genauso aus seiner Tätigkeit, als würden Sie ihm auf die Schulter tippen. Alles was nicht zeitkritisch ist, sollte schriftlich diskutiert und bestenfalls sogar gelöst werden. Schriftlich zu kommunizieren ist deshalb enorm wichtig bei der Remote-Zusammenarbeit. 
Achten Sie also am besten schon bei der Suche neuer Kollegen auf diese Fähigkeit, zum Beispiel, indem Sie Teile des Bewerbungsprozesses bewusst nur mittels schriftlicher Kommunikation laufen lassen. 

Keine halben (remote) Teams

Wenn mehrere Leute eng zusammen arbeiten sollen, dann machen Sie keine halb-halb Lösung. Sagen wir Sie haben ein 5-köpfiges Kommunikationsteam. Lassen Sie nicht einen oder eine aus diesem Team überwiegend von Zuhause arbeiten, während alle anderen nebeneinander sitzen. Die Leute vor Ort werden die kleinen, aber feinen Dinge “auf dem Flur” oder in der Mittagspause besprechen. Der Einzelne im Home Office ist dann außen vor, egal wie oft Sie sagen “Besprechungen und Entscheidungen nur im Chat”. Selbst wenn Sie eine virtuelle Kaffeemaschine haben, solange im Büro eine echte steht, wird vieles dort passieren. Und das grenzt die Heimarbeiter aus und demotiviert sie schneller, als Sie regelmäßige, digitale Status-Meetings einführen können. 

Mein Fazit zur verteilten Teamarbeit

Remote, sprich von Zuhause arbeiten können, ist klasse. Dass ich meinen Arbeitsplatz an die jeweilige Aufgabe anpassen kann, ist ungemein förderlich für meine Produktivität. Das muss nicht jedem so gehen und es gibt wie immer auch den Mittelweg zwischen alle im Büro und alle im Home Office. Sie müssen sich also nicht für einen der Wege entscheiden, sondern können es auf kleiner Flamme ausprobieren - zum Beispiel indem sich jeder einen Tag pro Woche aussuchen kann, außer ihren Office-Dienstag. Oder indem Sie Freitags grundsätzlich alle von Zuhause arbeiten. 

Unerlässlich für die Remote-Arbeit sind die richtigen Tools. Nur mit E-Mail und Telefon würde unsere Zusammenarbeit nicht funktionieren. Die Tools die wir einsetzen unterstützen und fördern die Zusammenarbeit. Mehr noch: sie sind für die Zusammenarbeit über Standorte- und Zeiten hinweg gebaut. Sorgen Sie also dafür, dass Sie und ihr Team vernünftig kommunizieren können. Welche Tools wir aktuell einsetzen, können wir gerne einmal in einem gesonderten Beitrag hier erklären.
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Axel von Leitner

Mitbegründer von 42he. Beschäftigt sich mit den betriebswirtschaftlichen Dingen und steckt viel Herzblut in Design & Usability. Axel schreibt insbesondere über Produktivität, Design und Startup-Themen.