Quo Vadis: Apple Geräte im Business Einsatz

von Moritz Machner am 24.2.2012

Als ich 2004 auf den Mac umgestiegen bin, war es um Windows schlecht bestellt. Das Service Pack 2 von Windows XP war noch nicht auf dem Markt und der Blaster Wurm trieb gerade sein Unwesen. Viele neue oder neu aufgesetzte PCs waren schon infiziert, bevor man auch nur ansatzweise die Chance hatte über die damals noch langsamen Internetleitungen die nötigen Updates zu laden. Selbst wenn man es mit offline Updates von CD o.ä. geschafft hatte, war man einer wachsenden Flut von digitalem Ungeziefer ausgesetzt. Verglichen damit (und auch in Sachen Bedienung und Lieferumfang) war der Mac damals ein Segen. Auspacken, Anschalten und in fünf Minuten war man einsatzbereit. Seitdem bin ich ein Fan dieser Geräte und habe diese auch vielen Freunden, Bekannten und Kollegen empfohlen.

Die Abkehr vom professionellem Markt...

Seitdem es das iPhone gibt habe ich nun zunehmend das Gefühl, das Apple die Mac Sparte vernachlässigt, ja teilweise an ganzen Marktsegmenten das Interesse verloren hat. Es begann damit, dass die gefühlte Qualität der Software und das Innovationstempo nachließen. Das mag vielleicht daran liegen, dass Apple viele Entwickler und Ingenieure aus der Mac Sparte abzog und in dem neuen mobile Geschäftsfeld einsetzte. Früher setzte Apple verstärkt auf offene Standards und OpenSource Komponenten. Spätestens mit dem iPad und dem AppStore schlug man dann die Gegenteilige Richtung ein. Wie das Beispiel des VLC Medienplayers zeigt, sind die AGB des AppStores sogar inkompatibel mit OpenSource Lizenzen. Klar hat man hier das LockIn Model von Microsoft übernommen und sogar noch einen drauf gesetzt. Eines Tages dann stellte Apple das RAID System XRaid ein, einige Zeit Später den Server XServe. Als Alternative hierzu wurde der Kundschaft kein würdiger Nachfolger sondern nur zwei spezielles Konfigurationen des MacPro und des MacMini angeboten. Während ersterer in kleinen Betrieben sicherlich eine gute Figur machen kann, passt er jedoch nicht in die Standardracks von Rechenzentren und Serverräumen. Die Empfehlung des MacMinis für den Servereinsatz muss weltweit außerdem für Tränenausbrüche oder Lachanfälle gesorgt haben. Aber Apple müsste auch gar keine Serverhardware herstellen, wenn sie es erlauben würden, dass man die Software auf Hardware anderer Hersteller betreibt und/oder virtualisiert.  Doch das lässt Apple nicht zu. Nebenbei ist noch die Geschichte rund um das Videoschnittprogramm FinalCutPro zu erwähnen, wo Apple eine professionelle Software gegen ein Prosumer Produkt ausgetauscht hat – und damit viele Leute der Videoindustrie im Regen stehen gelassen hat. Das der MacPro als einzig verbliebener Desktop Rechner, welchen man als Profi ernst nehmen kann, seit zwei Jahren nicht aktualisiert worden ist, lässt auch hier die Befürchtung aufkommen, dass dessen Tage schon gezählt sind.

... und rein in den Consumer Markt

Neben den iOS Geräten iPhone, iPod touch und iPad haben auch die anderen Geräte bei Apple einen interessanten Weg hinter sich. Früher gab es bei Apple zwei Produktlinien: Für Consumer gab es das MacBook und den iMac, für Profis das MacBookPro und den MacPro mit den Cinema Displays. Diese waren nicht nur vom Preispunkt, sondern auch vom Design klar zu unterscheiden. Weißes Plastik für den Verbraucher und Aluminium für den professionellen Anwender. Inzwischen gibt es das MacBook nicht mehr und der iMac hat sich immer mehr der Profi Serie angenähert. Bis auf einen Umstand: Die Displays. Während diese früher, vor allem in den Pro Serien, durchgehend Matt waren, gibt es zum heutigen Tage von Apple nur noch Glossy Displays (Schminkspiegel im Volksmund). Ein spiegelndes Display bietet zwar zu Hause im abgedunkelten Wohnzimmer knackigere Farben, ist aber im Büro und für den farbechten Einsatz schlicht und einfach nicht zu gebrauchen. Das Wallstreet Journal nannte diese Entscheidung einmal als schlechteste Design Entscheidung, die Apple je getroffen hat. Vor allem ist die Entscheidung merkwürdig, da nach Umfragen auch eine Mehrheit der Benutzer einen Matten Bildschirm bevorzugt. Das Kalkül dahinter ist jedoch ein ganz einfaches: Im Blöd oder Geizmarkt punktet eben das Gerät, welches die überzogensten Farben und Kontrastwerte bietet. Und wer kauft dort? Richtig, Consumer.

Das 27“ iPad dank Lion

In unserem Bericht über das neues Mac OS X Lion (LINK) und dessen iOSzifizierung hatte ich schon mein Missfallen gegenüber der Entwicklung zum Ausdruck gebracht. Apple hat es auch auf der Software Seite geschafft, aus einem professionellem UNIX Betriebssystem für Workstations eine Art großes iPad zu machen. Wenn dann früher oder später auch dort der AppStore zu Pflicht wird, dann steht der Profi endgültig im Regen. Leider wird bei neuen Geräten auch kein Downgrade mehr auf das ältere Mac OS X Snow Leopard angeboten, da das System nicht über die nötigen Treiber verfügt. Wenn ich nun für einen neuen Mitarbeiter einen Arbeitsplatz einrichten möchte oder ein defektes Gerät ersetzten muss, bekomme ich zwangsweise ein Consumer OS, auf welchem teilweise geschäftskritische Software nicht oder nicht gut läuft. Zudem lässt es auch tief blicken, das Apple zwar das fünf Jahre alte Microsoft Windows Vista für iCloud unterstützt, aber nicht das eigene, anderthalb Jahre alte Betriebssystem Snow Leopard.

Zuverlässigkeit und Beständigkeit

Zuverlässigkeit ist das, was man als professioneller Anwender oder als Geschäftskunde benötigt. Diese Beständigkeit bekommt man als Geschäftskunde leider immer weniger von Apple. Anscheinend hat man sich entschieden, nur noch Handys herzustellen. Ich für meinen Teil kann daher Apple für diese Einsatzgebiete nicht mehr uneingeschränkt empfehlen. Für den Privateinsatz sind es sicherlich noch gute Geräte, aber das war es auch schon. Daher ist auch mein neuer Bildschirm kein „Schminkspiegel“ von Apple geworden sondern ein mattes Gerät von DELL. Was beim Bildschirm noch relativ einfach geht, stellt natürlich bei Betriebssystemen und Softwareumgebungen eine Herausforderung da. Linux hat zwar den robusten UNIX Unterbau den ich als Entwickler benötige, aber die Usability und Softwareverfügbarkeit lässt doch stark zu Wünschen übrig. Bei Windows ist es entsprechend umgekehrt. Ich würde mir am liebsten wünschen, dass ein anderer Hersteller die Marktlücke besetzt, welche sich nun langsam auftut. Aber anscheinend sieht diese niemand oder alle sind noch vom Mobile Trend geblendet. Doch dazu später mehr...

Wie sehen die Grafiker, Designer und Entwickler die aktuelle Apple Strategie?

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Moritz Machner

Mitbegründer von 42he. Technischer Kopf und Chefentwickler mit Passion für schlanke Designs.